Die schlechte Nachricht:
Am 03. Juni 2015 hat ÖVP-Klubchef Dr. Reinhold Lopatka die ehemaligen Stronach-Abgeordneten Dr. Georg Vetter und Dr. Marcus Franz in den Klub der Volkspartei geholt.
Die gute Nachricht?
Beide Herren werden v o r e r s t der ÖVP nicht beitreten – heißt es.
Das ist für einen ÖVP-ler wie mich – Mitglied seit 40 Jahren !!! – wirklich das einzig Gute dabei.
Wenn die ÖVP auf Bundesebene wieder die Nummer 1 sein will muss sie in den Städten gewinnen.
Das weiß die ÖVP auch:
„Wenn wir bundesweit wieder stärkste Partei werden wollen, müssen wir im urbanen Bereich besondere Anstrengungen unternehmen.“
Aber wie heißt es so schön:„Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“ (Johann Wolfgang von Goethe in Wilhelm Meisters Wanderjahre)
Wir wissen auch:
– in den Städten werden die Wähler immer mobiler
– die Einwohnerzahlen in den Städten steigen (sie wachsen also),
– die ÖVP-Wähler und Wählerinnen in den Städten werden dabei aber immer weniger: in Wels verlor die ÖVP 2,67 %, in Linz 1,31 %, in Graz 5,76 %, in Wien 2,22 %, in Bregenz 3,51 %, in Salzburg 3,13 % …..
– das zudem von ohnehin sehr geringem Niveau aus (2013 hatte die ÖVP beispielsweise in Graz 17,06 %, in Salzburg 20,3 %, in Dornbirn 22 % …)
Was also tun?
Neben der nötigen Stammwählerpflege (Wirtschaft, Selbständige, Leistungsträger …) auch interessante und spannende politische Angebote für junge, aufsteigende, auch eher grün orientierte Wähler oder Sympathisanten der NEOS zu machen – das wäre ein Konzept, das Erhard Busek mit seinen „bunten Vögeln“ in den Siebzigerjahren verfolgt hatte (und damit rund 1/3 der Wiener und Wienerinnen hinter sich vereinen konnte) oder eine Verengung auf Politiker wie Marcus Franz zu unternehmen, was die ÖVP in Wien im Herbst auf 10 % der Stimmen reduzieren könnte.
Daher ist mir der Jubel des ÖVP-Landeschefs Juraczka darob auch völlig unverständlich.
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150603_OTS0172/juraczka-ad-franzvetter-willkommen-in-der-oevp-familie
Juraczka vermutet bürgerlichen Hausverstand hinter den öffentlichen Aussagen des Mediziners Franz? Eines Politikers der in einem „Profil“-Interview unter anderem freiwillige Kinderlosigkeit und Homosexualität als „amoralisch“ bezeichnete und zum geplanten „Po-Grapsch-Paragraphen“ twitterte: „Ob der Popsch hält, was der Blick verspricht. Das erfahren zu wollen wird nun bestraft.“
Leider ist die ÖVP in Wien eine ohnehin schon kleine Gruppe – jetzt auch noch Liberale, Grünaffine und NEOS-anfällige zu vertreiben ist wirklich töricht.
Urbanität sieht anders aus.