Da ich – ein Österreicher, der in Deutschland als Hochschullehrer tätig ist[1] – von der Kollegenschaft ob der Titelsucht meiner Landsleute: „Bei Euch kann man sich ja sogar die akademischen Grade Bachelor und Master, den Handwerksmeister und die Qualifikationsbezeichnung Ing. in den Pass und Führerschein eintragen lassen“[2] geneckt werde, möchte ich schon auch einmal los werden, dass in vielen Ländern auf unterschiedliche Art und Weise bestandene Ausbildungen, Studien, Prüfungen und die Lehrerlaubnis nach außen sichtbar gemacht werden.
Der deutsche Bundesgerichtshof definiert das „Führen“ daher recht schlüssig „sich gegenüber der Umwelt äußernde aktive Inanspruchnahme des Titels für sich im sozialen Leben in einer Art und Weise, durch welche die Interessen der Allgemeinheit berührt werden können.“
Menschen wollen ihrer Umwelt oft einen „Sozialen Status“ signalisieren und schon den Intellektuellen im Mittelalter wurden nach bestandenen Aufgaben und der Erteilung der Lehrerlaubnis als angehenden Gelehrten verschiedene Dinge überreicht, darunter Bücher, ein Lehrstuhl und der Doktorhut.
Nicht nur in Europa, auch in den USA fanden Doktorhut und Talar[3] großen Anklang.
Für viele Absolventen/-innen gehören Talare und Hüte auch heute noch zum Abschluss einer erfolgreichen Universitätsausbildung einfach dazu.
Der schwarze Hut, mit dem viereckigen Dach und der Quaste wird oft auch Mortarboard, academic cap, Abschlusshut, Bachelorhut, Masterhut, Doktorandenhut, Akademikerhut oder Universitätshut genannt.
Die angemessene Würdigung einer über Jahre erbrachten Leistung durch das Tragen der Robe und vor allem eines Abschlusshutes haben sich die Absolventen/-innen ja auch redlich verdient.
Damit wird – wie durch das Führen und Eintragen des akademischen Grades in öffentlichen Urkunden – diese erbrachte Leistung (als sozialer Status) einfach sichtbar gemacht.
Die Bedeutung der Quaste:
Eine Besonderheit an britischen und us-amerikanischen Universitäten ist die Bedeutung der Position der Quaste:
- Bachelor-Absolventen tragen sie auf der rechten Seite des Hutes,
- Master-Absolventen tragen sie auf der linke Seite des Hutes
und so wird diese Position deshalb bei der Graduierungszeremonie von den Master-Absolventen feierlich von rechts nach links gewechselt.
Man hat den Hut während der gesamten Dauer der Abschlussfeier zu tragen (Ausnahme: wenn die Nationalhymne erklingt), erst im Anschluss wird der Hut abgenommen und kollektiv in die Höhe geworfen.
Dieses Bild der kollektiv in die Höhe geworfenen Hüte kennen wir alle.
Farbe der Quaste:
Für Bachelor- und Master-Studenten zeigt die Farbe der Quaste (und des Talars) die Fakultät an.
Nachlesen lässt sich die Zuordnung der Farben zu Fakultäten in der offiziellen Richtlinie des „American Council on Education“, z.B. steht die Farbe grün für Medizin und lila für Rechtswissenschaften.
Die umfängliche Farbzuordnung finden Sie auch hier: https://www.college-fashion.de/farbcode.html
Gelegentlich wird auch die Abschlussnote durch die Farbe der Quaste oder des Talars ausgedrückt.
Doktoren tragen samten Hüte mit einer goldenen Quaste.
Wenn man sich also über uns Österreicher lustig macht, dann sollte man auch wissen, dass es z.B. in Schweden üblich ist, die Doktorwürde durch das Tragen eines Doktorringes zu zeigen, den man, im Gegensatz zum Hut, immer tragen kann.
Je nach Fakultät ist der Ring mit einem passenden Symbol geschmückt; so zeigen die Doktorringe der Ärzte den Äskulapstab.
Auch Adelige tragen entsprechende Ringe, wiederum andere Mitgliedschaften und Zuordnungen werden durch Krawattennadel, Anstecknadeln (pins) und –zeichen am Revers der sozialen Umwelt angezeigt, …… das aber ist eine andere Geschichte.
Rückfragen, Informationen und Anmeldungen – auch zu online Lehrgängen und Regelstudien – bitte alle an: vis@viennastudies.com
Prof. Dr. Dr. Martin Stieger
hält eine Professur für Berufsbildung und Wirtschaftspädagogik, lehrt an der Allensbach Hochschule in Konstanz und arbeitet für VIS – Vienna International Studies https://viennastudies.com/ sowie als Unternehmensberater und Wirtschaftsmediator in Wels (OÖ).
Hier können Sie VIS auf youtube folgen
Weitere Informationen zu VIS finden sich auf der Website und einem VIDEO Nutzen Sie Ihre Zeit zu Hause für ein Fernstudium
Martin G. Stieger auf youtube:
[1] https://www.allensbach-hochschule.de/hochschule/leitung-und-professoren/prof-dr-dr-martin-stieger/
[2] Führung akademischer Grade: § 88. Bundesgesetz über die Organisation der Universitäten und ihre Studien (Universitätsgesetz 2002 – UG)
StF: BGBl. I Nr. 120/2002:
(1) Personen, denen von einer anerkannten inländischen oder ausländischen postsekundären Bildungseinrichtung ein akademischer Grad verliehen wurde, haben das Recht, diesen in der in der Verleihungsurkunde festgelegten, auch abgekürzten, Form zu führen, wobei der akademische Grad einschließlich eines geschlechtsspezifischen Zusatzes geführt werden darf.
(1a) Personen, denen von einer inländischen postsekundären Bildungseinrichtung oder einer anerkannten postsekundären Einrichtung einer anderen Vertragspartei des EU-Beitrittsvertrages oder einer anderen Vertragspartei des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum ein akademischer Grad verliehen wurde, haben das Recht, die Eintragung dieses akademischen Grades in abgekürzter Form ohne Zusatz gemäß Abs. 1 in öffentliche Urkunden zu verlangen. (2) „Mag.“, „Dr.“ und „Dipl.-Ing.“ („DI“) sind im Falle der Führung dem Namen voranzustellen, die übrigen akademischen Grade sind dem Namen nachzustellen.
(2) „Mag.“, „Dr.“ und „Dipl.-Ing.“ („DI“) sind im Falle der Führung dem Namen voranzustellen, die übrigen akademischen Grade sind dem Namen nachzustellen.
[3] Auch heute noch ist der Talar das Amtskleid eines Richters bzw. eines Staatsanwaltes während einer öffentlichen Verhandlung
Unter anderem in Finnland gibt es bereits zur Abiturfeier eine besondere Kopfbedeckung – eine weiße Studentenmütze nach schwedischem Vorbild. Diese tragen die Abiturienten jedes Jahr wieder (bis ins hohe Alter!) am Maifeiertag („vappu“).
danke für diese interessante Info lieber Dr. Kleine
Wikipedia dazu:
In Finnland ist es üblich, dass jeder Abiturient auf der Abiturfeier (lakkiaiset, Mützenfest) eine weiße Studentenmütze (valkolakki oder ylioppilaslakki) verliehen bekommt. Diese wird dann, heute jedoch in leicht abnehmendem Maße, bis ins hohe Alter jedes Jahr am Maifeiertag, finnisch Vappu, sowie mindestens in Helsinki bei den Feierlichkeiten am Unabhängigkeitstag (6. Dezember; finn. itsenäisyyspäivä) getragen.
Studentenmütze für Teekkari
Die ursprüngliche finnische Studentenmütze war in der Zeit der Zugehörigkeit zum russischen Zarenreich blau. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der finnische Nationalismus, der zum großen Teil von der schwedischsprachigen Oberschicht in Finnland getragen wurde; dabei wurde eine Distanz zu Russland angestrebt. Um 1875 wurde dann in Finnland eine weiße Studentenmütze nach schwedischem Muster eingeführt. Anstelle der Kokarde in den schwedischen Nationalfarben tragen die finnischen Abiturienten das Abzeichen der Studentenschaft der Universität Helsinki, eine goldene Lyra in einem Lorbeerkranz, vorne auf ihrem Mützensteg. Früher war es üblich, dass der Abiturient seiner Mutter ein weiteres Abzeichen schenkte, um dieses im Festkleid zu tragen. Die Lyra hat üblicherweise einen Durchmesser von 16 mm, bei den schwedischsprachigen Abiturienten jedoch 20 mm. Nachdem die Abiturienten ihr Studium begonnen haben, können sie es durch das Abzeichen der Studentenschaft ihrer eigenen Universität austauschen. Die Universität Kuopio verwendet als Abzeichen ein gelb-schwarzes Band, das über den Kopfteil der Mütze verläuft. Die Studenten ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge tragen in Finnland an der Mütze eine große dunkle Quaste an einer langen Schnur. Diese Quaste erhalten die Ingenieurstudenten aber erst nach dem ersten Studienjahr. Diese Sitte kommt ursprünglich aus Norwegen und wurde über Schweden nach Finnland vermittelt.
Die Farbe des Futters der Studentenmütze drückt die regionale Herkunft des Studenten aus. Früher waren es meist die Farben der Landsmannschaften, heute wählt man üblicherweise die blau-weißen Landesfarben. Die schwedischsprachigen Studenten haben aber zumeist ein rot-gelbes oder blau-gelb-weißes Futter, und in der Landschaft Satakunta werden die Regionalfarben Blau und Gelb verwendet. Bei den Absolventen der französisch-finnischen Schule von Helsinki hat das Futter die blau-weiß-roten Farben der französischen Trikolore.
Die Studentenmützen der ersten Studentinnen Ende des 19. Jahrhunderts wichen noch von denen ihrer männlichen Kommilitonen ab; als die Anzahl der weiblichen Studenten aber zunahm, wurden die speziellen Frauenmützen abgeschafft.