Gabaliers genau kalkulierter Regelverstoß seiner Interpretation der österreichischen Bundeshymne löste – wie geplant – das zu erwartende Medienecho und den erhofften Shitstorm aus.
Die Idee sich als Antithese zu Conchita Wurst zu präsentieren ist ihm damit voll aufgegangen.
Hier die liberale, ja libertine Kunstfigur Conchita Wurst, die gegen Diskriminierung und für mehr Toleranz eintritt und dort die Kunstfigur eines volkstümlichen Musikers Andreas Gabalier, die konservativ und aus tiefer Überzeugung die Tradition eines historischen Liedtextes verteidigt – genau wissend, was das medientechnisch bedeutet.
Mich verblüfft wirklich, wie dankbar Befürworter und Gegner – trotz dieser nachgerade unerträglichen Durchsichtigkeit – dem Gabalierschen PR-Gag auf den Leim gehen und diesem damit erst zum Erfolg verhelfen.
Als Beispiel von Chiasmus im theoretischen Konzept der Antithese dient gelegentlich ein Zitat von Karl Marx:
„Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen.“
So finde ich die Art und Weise wie sich Gabalier hier inszenierte sehr schade.
Gabalier, der sich hunderttausende begeisterte Anhänger ersungen hat und für viele ein Vorbild ist, hätte mit dem Absingen der Bundeshymne viel zu einem weltoffeneren Österreich beigetragen können – leider hat er aber mit seinen Auftritt am Red Bull Ring im Gegenteil viel Reaktionäres ausgelöst.